Herzenensbrecher Kambodschas
Die Gesichter Kambodschas
Da wir bereits zwei Mal nach Kambodscha gereist sind, können wir sagen, dass dieses Land, ein Land der Extreme darstellt. Extrem im Bezug auf seinen wirren Straßenverkehr, die enorme Armut und die vorherrschende Korruption. Aber vor allem extrem in seiner Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Lebensfreude. Auch wenn der Tourismus in Kambodscha zunehmend ansteigt, zählt dieses Land noch immer, zu einem der ärmsten Länder der Welt. Zwar sorgen die historischen Schätze dafür, dass immer mehr Touristen ins Land kommen, die Armut bleibt jedoch allgegenwärtig.
„Herzensbrecher“ beschreibt den positiven, wie auch negativen Effekt einer Reise durch Kambodscha. Aber wen betiteln wir als Herzensbrecher? Genau, es sind die Menschen Kambodschas. Diese wunderbaren Geschöpfe sorgen dafür, dass man sich wie in einer großen Seifenblase fühlt, welche einen mit einer unglaublichen Liebe umhüllt. Diese fröhlichen Menschen, diese zuckersüßen Kinder, die alle ohne Vorurteile und so voller Akzeptanz auf einen zugehen, schaffen es innerhalb von wenigen Sekunden dein Herz im Sturm zu erobern.
Traditionelle Zubereitung von Sticky Rice
Wir hatten etwas mehr Sticky Rice bei der netten Dame gekauft und an diesem Tag an einheimische an den Tempelanlagen verteilt.
Im anderen Moment zerplatzt jedoch diese Seifenblase. Denn nicht selten sieht man Frauen mit ihren Kindern, die auf der Straße schlafen. Sehr arme und zugleich kranke Menschen, die in einer unwürdigen kleinen Hütte nächtigen. Kleine Kinder, die am Straßenrand stehen und einen mit großen Augen anbetteln. Die Armut in Kambodscha ist teilweise sehr schlimm mit anzusehen und deswegen sorgen all diese Anblicke dafür, dass es einem im wahrsten Sinne des Wortes das Herz bricht…
Immer wenn wir uns auf die Straßen Kambodschas begaben, kamen viele Kinder und Erwachsene auf mich zu und wollten meine blonden Haare anfassen oder ganz vorsichtig meine helle Haut streicheln. Ein kleines Mädchen kuschelte sich sogar eine ganze Weile an meinen Arm und wollte mich nicht mehr loslassen. Jedoch basiert all dies auf einer vorsichtigen und respektvollen Ebene, die keinesfalls aufdringlich oder gar unangenehm ist. Im Gegenteil, diese kleinen und echten Begegnungen mit den Einheimischen sind so erfüllend und erbringen ein so beglückendes Gefühl. Sich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen, bekommt in einem so armen Land wie Kambodscha eine völlig neue Bedeutung. So oft war ich den Tränen nah und einfach unendlich dankbar für diese Menschen und für diese Welt. Bei all den grausamen Dingen, die sich täglich auf unserer Erde abspielen, konnte ich es teilweise gar nicht fassen, welche Liebe und Lebensfreunde die Kambodschaner ausstrahlen. Zu sehen, dass es Menschen gibt, die nicht viel Besitz haben sowie zugleich unter menschenunwürdigen Umständen wohnen und trotzdem mit der Sonne um die Wette strahlen, hat uns unglaublich ergriffen.
Kinder, die den Spuren unseres Mopeds hinter her rannten und dabei aus vollem Herzen lachten und winkten, waren keine Seltenheit. Wir hatten immer das Gefühl, dass sich die Kambodschaner sehr freuten, wenn sie uns sahen und uns ging jedes Mal das Herz auf, wenn wir so voller Liebe und Freunde begrüßt wurden.
Der Roller ist das Fortbewegungsmittel Nummer 1 in Kambodscha, wie auch in zahlreichen weiteren asiatischen Ländern.
Mit ein paar Süßigkeiten in der Tasche kann man Kindern oftmals eine kleine Freude bereiten.
Der kleine Junge aus dem Hinterland
Als wir in Kambodscha mit einem Guide unterwegs waren, hielten wir aufgrund unseres Wunsches an einem Ort, dessen Landschaft seine volle Aufmerksamkeit auf uns zog. Mithilfe von Motorradtaxis fuhren wir hinauf zu diesen imposanten Felsen, welche wir bereits vom Minivan aus bestaunen konnten. Jedoch war diese traumhafte Landschaft nicht das Einzige, was uns an diesem Tag berührte…
Als wir mit dem Motorrad auf dem steilen und holprigen Weg nach oben waren, rannte uns ein kleiner Junge den kompletten Pfad hinterher. Ganz schön aus der Puste kam er oben an und sah uns mit großen Augen an. Als wir die Aussicht ins Tal genossen, wich er nicht von unserer Seite. Er saß ganz dicht bei uns und genoss es scheinbar. Auch wenn wir uns nicht verständigen konnten, war sofort eine gewisse Vertrautheit da und wir hatten diesen kleinen Knirps von der ersten Sekunde an in unser Herz geschlossen.
Er hatte eine komplett zerrissene Hose an, darunter trug er keine Unterhose, sodass sein kleiner und wunder Popo herausblitzte. Die Fahrer der Motorradtaxis hatten unserem Guide erzählt, dass der Junge aus extrem ärmlichen Verhältnissen kommt. “Ihr könnt ihm helfen, wenn ihr ihn mit nach Deutschland nehmt”: fügte unser Guide hinzu. Puh, das hat gesessen und wir hatten augenblicklich einen Kloß im Hals. Wir saßen da und schwiegen. Minutenlang. Natürlich ist es nicht sinnvoll, wenn man das Kind einfach aus seiner Familie, aus seinem Dorf und aus seinem Land herausreißt. Eigentlich hatten wir auf unserer Reise durch Kambodscha nur fröhliche Menschen kennengelernt, aber dieser kleine Junge wirkte so traurig und so nachdenklich, dass es uns das Herz zerriss. Wir haben zwar auf dieser Reise gelernt, dass Reichtum und Glück nicht zusammenhängt, aber bei diesem Kleinen war es irgendwie anders, er war total in sich gekehrt.
Wir hatten ein paar Bonbons dabei und er verputzte eins nach dem anderen. Er wollte sogar das Papier mitessen, weshalb wir ihm den Süßkram öffneten. Als wir zurück zum Minivan fuhren, rannte er wieder den ganzen Weg hinterher. Wir gaben ihm Bananen mit, welche wir im Auto hatten. Ich beugte mich zu ihm runter und nahm ihn ganz doll in den Arm, ihr könnt euch nicht vorstellen wie traurig ich in diesem Moment war. Die komplette Autofahrt haben sich unsere Gedanken um diesen kleinen Jungen gedreht. Wir redeten, rätselten und diskutierten, ob wir diesem kleinen Kind doch irgendwie hätten helfen können. Seit diesem Tag sind nun ganze 4 Monate vergangen und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie oft wir an dieses kleinen Jungen aus dem Hinterland denken mussten…
Auf dem Weg zu diesem Stein haben wir den kleinen Jungen getroffen
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